Author: Thomas Cosmades
Elisa hatte einen verheißungsvollen Diener Namens Gehasi (vgl. 2. Könige 4,31; 5,25; 8,4-5). Seine Hilfe für den mächtigen Propheten erfordert besondere Beachtung. Ein sehr störender Vorfall jedoch überschattet sein eifriges Gebaren. Der zerstörerische Verruf könnte ihn sogar daran gehindert haben, Elisas unvergleichlichen Mantel zu erben. Naaman, der Oberbefehlshaber der syrischen Armee, war leprakrank. Als er von einem hebräischen Sklavenmädchen von dem Propheten erfuhr, reiste er mit imponierenden Geschenken ab, um Heilung zu suchen. Elisas Wasserkur-Lösung schien ihm extrem einfach zu sein und löste bei ihm großen Zorn aus. Als seine Diener klugerweise mit ihm argumentierten, beruhigte er sich. Treu der Weisung seiner Diener, tauchte er siebenmal im Jordan unter und wurde wunderbar geheilt. Aus Dankbarkeit ging er zum Propheten zurück, um ihm die außergewöhnlichen Geschenke, die er mitgebracht hatte, anzubieten. Elisa lehnte sie alle ab. Naaman bekannte JAHWE als den einzigen Gott und nahm zwei Eselsladungen Erde mit, anscheinend um JAHWE, der ihn geheilt hatte, einen Altar zu errichten.
Gehasi beobachtete den ganzen Vorgang. Die Versuchung der Habgier überwältigte ihn. Er lief dem Oberbefehlshaber mit einer schlau ausgedachten Geschichte nach und nahm die Geschenke, die er begehrte. Bei Gehasis Rückkehr fragte ihn der Prophet nach seinem ehrgeizigen Wagnis. Gehasi log; aber Elisa, durch prophetische Sicht, wußte wohl, was sein Diener getan hatte. Am Ende bekam der gierige Diener Naamans Leprakrankheit. Gehasi wird nur noch einmal erwähnt (vgl. 2. Könige 8,4-5), was wahrscheinlich chronologisch vor diesem traurigen Ereignis lag. So, wie viele gierige Leute, wurde auch Gehasi, als er unverdientem Besitz mit Lügen nachjagte, von dem Dämon der Korruption zu Fall gebracht.
Es gibt schon zweifelhafte Handlungen in den Ländern, die von der Tsunami-Katastrophe verwüstet wurden. Viele arbeiten fieberhaft daran, um möglichst viel von der humanitären Hilfe abzuzweigen, die von Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen für die Bedürftigen geschickt wird. Bösewichte befriedigen ihre unersättliche Habgier, um reich zu werden und profitieren von dem Trauma der Massen. An die gewissenlose Gier des Präsidenten des Türkischen Halbmondes und an einige seiner schändlichen Untergebenen die die überwiesenen Gelder nach dem Marmara Erdbeben 1999 missbrauchten, erinnern jetzt mit Abneigung solche, die es nicht vergessen haben. Korruption wächst boshaft, wo immer sie geduldet wird, und wird in schmerzhafter Qual bezeugt. Die Habgierigen sind dabei, die herzzerreißende Tragödie zu wiederholen: “So spricht der Herr, HERR: Macht ihr euch nicht unrein in der Weise eurer Väter und treibt Abgötterei mit ihren Greuelbildern?” (Hesekiel 20,30; vgl. Jeremia 16,12). Diese riesige Boshaftigkeit kann nicht einmal oberflächlich in dieser kurzen Abhandlung gestreift werden.
Die Korruption hat eine allumfassende Dimension angenommen, die man als eins der Hauptübel in Regierungskreisen überall sehen kann. Der Druck, die Korruption zu bekämpfen, ist vermutlich bei vielen Regierungen auf der Tagesordnung. Gut gesagt, gut beabsichtigt. Aber die Praxis ist bei hoch- und niedrig gestellten Beamten und unabhängigen Privatpersonen offenbar. Solche, die geschickt ihre anstößigen Talente ausüben, sind in der Lage, innerhalb Grauzonen zu arbeiten. Andere machen es offensichtlich. Ohne Zweifel gibt es zahlreiche Fälle von Boshaftigkeit neben solchen, die aufgedeckt werden. Korruption mit ihren verschiedenen Praktiken ohne jeglichen Grundsatz zerstört das Fundament der Gesellschaft. “Und sie befleckten sich mit ihren Werken und hurten mit ihrem Tun…“ (Psalm 106,39). „…So ist das Recht zurück gedrängt, und die Gerechtigkeit steht ferne. Denn die Wahrheit ist gestürzt auf dem Marktplatz, und die Geradheit findet keinen Eingang“ (Jesaja 59,14).
Der berüchtigte Hamann bot 10.000 Talente Silber für die Kosten, um das jüdische Volk auszurotten (Esther 3,9). Judas Ischariot bot sich an, Jesus für 30 Silberlinge zu verraten (vgl. Matthäus 26,14-16). Die religiösen Führer boten den Soldaten eine Summe Geld an, das Gerücht zu verbreiten, dass die Jünger Jesu seinen Leichnam gestohlen hätten (Matthäus 18,11-14). Simon bot den Aposteln genug Geld an, um die übernatürliche Macht zu bekommen, die sie genossen (Apostelgeschichte 8,18-19). Geben und Nehmen heißt das Spiel. Das Neue Testament sagt: „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1. Kor. 4,7). Dies muss so verstanden werden, dass es sich auf ein gerechtes Empfangen von dem mächtigen Geber bezieht und nicht auf irgendein verächtliches Geschenk. Wie hoch könnte der Anteil jener sein, die mit dem Virus der Korruption infiziert sind gegenüber denen, die nicht korrupt sind – trotz der starken Anreize. Es ist ratsam sich selbst zu prüfen, damit nicht der offensichtliche Virus in seiner heimtückischen Weise gewisse Bereiche einnimmt, wo er einen feindlichen Ausgangspunkt gewinnen könnte. Die gewissenlos Korrupten und jene, die zu schwach sind, ihnen zu widerstehen, haben das gleiche verdorbene Herz. Der gerechte Prophet Jeremia machte die gelehrteste Analyse vor zweieinhalb Jahrtausenden: „Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?“ (Jeremia 17, 9; vgl. Psalm 14,3.)
Die lange Liste von anstößigen Übertretungen, die Christus erwähnt, kommen aus dem verdorbenen Herzen des Menschen und geben einen ernüchternden Einblick in das direkte oder indirekte Vermächtnis der Korruption (vgl. Markus 7,20-23). Der einzig Sündlose entblößt diese eindeutigen Verwicklungen, die mit der Korruption zu tun haben. Paulus geht mit einer empfindlich schmerzlichen Angelegenheit sehr eindeutig um: „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.“ (Epheser 4,22). Wiederum enthüllt Jesaja den Eigensinn des Menschen (vgl. Jesaja 1,6; 10,2: 5, 23). Vor der Flut war die Erde korrupt (1. Mose 6,5, 12). Die Flut pflasterte nicht den Weg zur Heiligung. Jeremia berichtet von Korruption, die Propheten, Priester und allgemeine Leute betrifft. (vgl. Jeremia 5,30, 31). Michas Beobachtung in Bezug auf sichtbare Laster ist erstaunlich (2,2; 3,11; 6,12; 7, 2-3). Elifas trifft den gleichen Ton (vgl. Hiob 15, 16). Der Herr Jesus Christus klagte die selbstgerechten religiösen Führer der Korruption an (vgl. Markus 12,38-40; Matthäus 23, 27). Die schmerzlichen Aufzählungen in Römer 1, 29-32 schließen den vollständigen Verfall des Menschen mit ein.
Der Same der Korruption ist in jedem Herzen beherbergt. Die Schriften geben Aufschluss über die grundlegenden Elemente des Verfalls, indem das beschämende Verhalten der beiden Söhne Samuels beschrieben wird: „Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen und sie suchten ihren Vorteil und nahmen Bestechungsgeschenke und beugten das Recht“ (1. Samuel 8, 3). Jede Übertretung war von Lüge begleitet, die das Hauptinstrument der Korruption ist. Welche Wachsamkeit, welche Sorgfalt ist für solche nötig, deren Leben umgestaltet wurde und denen Gottes Gebote in ihre Herzen und ihren Sinn gegeben sind (vgl. Hebräer 8, 10; 10, 16)! Dies beleuchtet die mangelnde Eigenschaft derjenigen, die in alle Arten von Korruption verstrickt sind.
In der hebräischen Sprache schließt die Definition „Korruption“ Boshaftigkeit und Gottlosigkeit mit ein. In der gegenwärtigen Zeit schockiert es uns, wie sich die Korruption in allen Bereichen ausbreitet und die Sinne verblendet: in der Politik, in dem Handel mit seinen Verbindungen, in Körperschaften und preisbestimmenden Multi-Nationalen, bei verschiedenen Vertragspartnern, Waffenhändlern etc., Korruption in der Medizin, den Medien, dem Sport, der Bildung, der Rechtsprechung, beim Militär, in der Religion usw. Nicht zu vergessen sind die Vereinten Nationen, die auch ihren Anteil am Unrecht haben. Während einer Talkshow in einem hoch industrialisierten Land rief einer der Diskussionsteilnehmer aus: „Es gibt Parlamentarier, die 5 Prozent ihrer Zeit und Kraft den Aufgaben widmen, für die sie gewählt wurden, und dann investieren sie 95 Prozent ihrer Zeit in Dinge, die ihren eigenen Interessen dienen. Es bedrückt die Seele zu sehen, dass viele Professionelle Selbstbereicherung und großartige Dinge jeglicher Art ersinnen, statt wertvollen Aktivitäten nachzugehen. Der unnachgiebige Prophet Amos, der Verfechter der Gerechtigkeit, übermittelt getreu Gottes unmissverständliche Botschaft: „Ja, ich kenne eure vielen Verbrechen und eure zahlreichen Sünden. Sie bedrängen den Gerechten, nehmen Bestechungsgeld und drängen im Tor den Armen zur Seite“ (Amos 5, 12).
Zur Zeit des Propheten erreichte, ebenso wie jetzt, die Korruption ihren Gipfel. Es ist so, wie damals, als Amos, der „Lastenträger“, die grausamen Ausbeuter anklagte, die ihre Gesellschaft mit der Korruption untergruben und denen es dabei gleichgültig war, so lange nur ihre Taschen voll waren. Jedes Jahr kommen neue korrupte Handlungen ans Licht, die ohne Strafe bleiben. „Sie verstehen nicht, das Rechte zu tun, spricht der HERR, sie, die Gewalttat und Verwüstung in ihren Palästen aufhäufen“ (Amos 3, 10). Amos wusste um die Hilflosigkeit derer, die besorgt waren: „Darum schweigt der Einsichtige in dieser Zeit, denn eine böse Zeit ist es“ (Amos 5, 13). Wie in Prediger ausgedrückt: „Zeit fürs Zerreißen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden“ (Prediger 3, 7). Aber Amos wagte es, zu den Ruchlosen hart zu sprechen , vor welchen die Übrigen in Ehrfurcht standen. (vgl. Psalm 12, 1). Der Psalmist erreicht einen Punkt, an welchem er hinterfragt, welchen Nutzen er davon hat, wenn er sein Herz rein hält. Er ist tief geprüft: „Fürwahr, umsonst habe ich mein Herz rein gehalten und in Unschuld gewaschen meine Hände“ (Psalm 73, 17). Doch seine Bestürzung beunruhigt ihn nicht all zu lange. Nachdem er bemerkt, “…es scheint mir eine ermüdende Aufgabe zu sein“, spricht er das Resultat seines Kummers aus: „…bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende.“ (Psalm 73, 17).
Der ungerechte, habgierige und furchtlose Abenteurer hat sich selbst von dem Gedanken befreit, mit der Zeit dahingerafft zu werden. Man gehört zu der „Jetzt Generation“. Im physischen Bereich bewirkt die Korruption den Weg zum Verfall. Lass die Person, die dem Keim des Verfalls ihren Lauf lässt, Acht haben! Petrus sagte zu dem sich selbst verherrlichenden Simon, „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben“ (Apostelgeschichte 8, 20). Die Verachtung zeitloser moralischer Prinzipien ist weltweit zu finden. Und sogar die Umsetzung der moralischen Grundsätze in Familie, Gesellschaft, Geschäftsleben, Medizin, Sport, Bildung, Religion etc., wird in Abrede gestellt. Man berät darüber, wie man die Moral wieder in diese und andere Gebiete bringen könnte. Aber gibt es irgendeinen Rest von Treue zur Moral?
Die post-moderne, nach-christliche Person hat Gott, den menschgewordenen Christus, sein unvergleichliches Wort – Leitung für das Leben – und alles andere auch, das mit göttlicher Wegweisung zu tun hat, über Bord geworfen. Wie Christus in einem seiner Gleichnisse darauf anspielt: „Wir wollen nicht, dass dieser Mann über uns herrscht“ (Lukas 19, 14b). Was bleibt von der Moral und welche Prinzipien sollen angewandt werden in den vielen Belangen, die uns Menschen täglich begegnen? Die Passagiere auf einem schaukelnden Schiff, die die Herrschaft Christi abgelehnt haben, sind ohne Kapitän in stürmischen Gewässern. Sie haben schon ihren Kampf gegen die Korruption verloren.
Der Angriff der Korruption ist an jeder Front offensichtlich: „…Denn die Kinder sind bis an den Muttermund gekommen, aber da ist keine Kraft zu gebären“ (Jesaja 37, 3). Während gewissenhafte schwere Arbeit getan wird, um die Korruption auf jedem Gebiet auszurotten, gewinnt die unverschämte Praxis ständig an Raum. Sie wird ständig ersetzt durch frische Neuerungen des Verfalls, ähnlich den Köpfen der legendären Hydra (vgl. Jesaja 64,6). Kämpft die Menschheit gegen einen schon verlorenen Prozess? Vielleicht. Doch nur bis zu der Stunde, wenn Christus als der Urquell der Weisheit geehrt wird (vgl. 1. Korinther 1,30), welches allein Gottes Wille für die Anwendung der Gerechtigkeit und Ehrlichkeit ist. Die Schrift bezieht sich auf die Herrschaft Christi – verachtet von Post-Modernisten – wenn „…Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, und nicht zurechtweisen nach dem, was seine Ohren hören, sondern er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und die Elenden des Landes zurechtweisen in Geradheit. Und er wird den Gewalttätigen schlagen mit dem Stab seines Mundes und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten“ (Jesaja 11,3b-4). Lass jeden, der durch Ungerechtigkeit und Korruption zurückgewiesen wird, Christus in sein weiteres Leben einladen. Suche seine höchste Herrschaft, die hineinführt in die klare Wahrnehmung von Rechtschaffenheit und Reinheit (vgl. Hebräer 10,39).
Es könnte sein, dass diese genaue Beschreibung einen Missklang in einem verpfuschten Leben trifft. Wenn dies so ist, dann erlaube Christus, dem Retter, das Ruder zu übernehmen, und deine Erniedrigung in eine Erhebung zuändern.
© Copyright 2005 Thomas Cosmades